Dienstag den 4.11.2014

Strafzinsen auf Guthaben: Das hätte man sich vor ein paar Jahren nicht träumen lassen. Inzwischen hat die neue Gangart der Europäischen Zentralbank (EZB) auch die Bundesrepublik erreicht. Mit der Skatbank verlangt das erste deutsche Kreditinstitut Strafzinsen, allerdings erst ab vergleichsweise hohen Beträgen, die auf dem Tagesgeld– oder Girokonto schlummern. Ein Beispiel, dem längst nicht alle folgen wollen. Die Verbände der Sparkassen und Volksbanken können sich negative Zinsen für Einlagen von Privatkunden (derzeit) nicht vorstellen. Asoka Wöhrmann, oberster Vermögensverwalter der Deutschen Bank, hält es indes für denkbar.

Der Chefanlagestratege hat mit seiner Aussage, dass negative Zinsen bzw. Strafzinsen angesichts der aktuellen Niedrigzinspolitik der EZB bald keine Seltenheit mehr sein werden, für Unruhe gesorgt. Da stellt sich die Frage, an welcher Stelle die Unternehmen den Rotstift ansetzen und die Kunden zahlen lassen wollen. Im Gespräch sind vorerst hauptsächlich Spareinlagen, etwa Tagesgeld und Sparbuch. Dass auch auf höhere Guthaben auf dem Girokonto ein Strafzins berechnet wird, halten Experten für unwahrscheinlich. Der Grund: der hohe Konkurrenzdruck.

Denn was sollte eine Bank veranlassen, beim Girokonto negative Zinsen zu erheben, wenn andere Institute 100 Euro als Startguthaben zahlen? Wurde früher mit dem Tagesgeldkonto um neue Kunden gebuhlt, steht heute das Girokonto im Rampenlicht. Als zentrale Einheit sämtlicher Geldströme stellt das laufende Konto den perfekten Ansatzpunkt dar, um dem Kunden weitere Produkte wie Versicherungen und Wertpapiere zu verkaufen. Jetzt die Hand aufzuhalten und für ein paar Euro, die am Monatsende noch auf dem Girokonto sind, eine Gebühr in Form von Strafzinsen zu verlangen: Damit würden sich die Unternehmen ins eigene Fleisch schneiden. Was nicht heißen soll, dass vielleicht an anderer Stelle die Hand etwas weiter geöffnet wird. Etwa mit höheren Dispozinsen. Denn zu verschenken haben Banken nichts.