Dienstag den 12.08.2014

Der Wunsch der Europäischen Union, dass jeder Bürger ein Girokonto eröffnen darf, ist als Richtlinie bereits in Stein gemeißelt. Bis daraus ein Stempel wird, den die Mitgliedsstaaten in ihre nationalen Verordnungen setzen, vergehen noch viele Wochen. Zeit ist bis Ende 2015. Für die Bundesrepublik verspricht Verbraucherminister Heiko Maas eine zügige Verankerung der Richtlinie zum „Girokonto für Jedermann“. Der Opposition kann es gar nicht schnell genug gehen.

„Jeder sollte das Recht auf ein Basiskonto haben“, so Maas im Gespräch mit der „Rheinischen Post“. Denn ohne eigenes Girokonto komme man heute im Wirtschafts- und Berufsleben kaum mehr aus. Nichtsdestotrotz müssen in Deutschland etwa 670.000 Menschen ihren Alltag ohne Konto meistern, ob nun Saisonarbeiter, Gaststudent, freier Dienstleister oder Obdachloser. Sie alle können seit April aufatmen: Die EU hat sich entschieden, das Girokonto als Grundrecht einzustufen. Ein Schritt, der aus Sicht von Verbraucherschützern dringend nötig ist, Banken indes bitter aufstößt.

Heiko Maas möchte noch einen Schritt weitergehen. Kunden, die bereits ein Girokonto haben, es aber tief in die roten Zahlen manövrieren, sollen von ihrer Hausbank künftig zu verpflichtenden Beratungsgesprächen geladen werden. Dabei könne die Umschuldung des Dispositionskredites in einen günstigeren Ratenkredit besprochen werden. Ein Warnhinweis durch die Kreditinstitute, falls das Konto längere Zeit im Minus ist, wurde bereits im Koalitionsvertrag vereinbart. Der dritte Aspekt, auf den der Minister großen Wert legt – und damit ins gleiche Horn stößt wie die EU – ist die Vergleichbarkeit der Angebote, insbesondere mit Blick auf die Höhe der Dispozinsen.

Jetzt heißt es abwarten, was daraus wird. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, hofft, dass die Girokonten für Jedermann nicht mit überhöhten Gebühren und/oder eingeschränkter Funktionalität aus dem Rahmen fallen (vgl. Pfändungsschutzkonto). Auch diesbezüglich gilt es, klare Regeln zu formulieren. Dass die Finanzbranche darüber nicht erfreut sein wird, dürfte jetzt schon klar sein.