Mittwoch den 18.06.2014

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) war vorhersehbar: Sie senkte den Leitzins Anfang Juni auf 0,15 Prozent und erhebt seither Strafzinsen auf die Einlagen von Kreditinstituten. Geld ist also weiterhin „billig“. Einige Banken haben bereits darauf reagiert und geben die Zinssenkung zumindest partiell an Kunden weiter, indem sie ihren Dispositionszins um durchschnittlich 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigieren. Gleichzeitig flammt die Diskussion um die Höhe des Dispokredites wieder auf.

Die Kritik am Dispo bekommt immer dann neuen Zunder, wenn die EZB an der Zinsschraube dreht. Von daher war es nur eine Frage der Zeit, bis erste Stimmen laut wurden, die erneut einen Deckel für den Dispositionskredit verlangen. Die Idee, eine gesetzlich verankerte und an einem Referenzzins orientierte Obergrenze zu schaffen, ist nicht neu. Sie wird regelmäßig aus der Mottenkiste geholt, hat bislang aber keine breite Mehrheit gefunden. Den Banken einen Teil der Geschäftspolitik zu diktieren, ist dann doch ein Schritt, der gut überlegt sein will. Denn was passiert, wenn tatsächlich ein Deckel geschaffen würde?

Im Gespräch sind aktuell sieben Prozent als absolutes Maximum. Viele Banken liegen deutlich darüber und verlangen zweistellige Zinssätze, wenn ein Kunde sein Girokonto in die roten Zahlen manövriert. Mit diesen Zinsen verdienen die Kreditinstitute Geld. Wird der Geldfluss beschnitten, wie gefordert, öffnen sie den Damm vermutlich an anderer Stelle und suchen dort nach Einnahme-Möglichkeiten. Statt das Konto günstig oder sogar kostenlos anzubieten, könnten dann zum Beispiel die Kontoführungsgebühren ein Revival erleben.

Noch wird das Girokonto eifrig gesponsert, unter anderem mit Startguthaben. Denn hier haben Banken die Möglichkeit, Kunden zu binden. Ob die Boni auch mit einem Dispo-Deckel noch Usus sein werden, ist eher unwahrscheinlich. Sinnvoller wäre es daher, den Marktdruck zu nutzen. Dafür müssten Verbraucher allerdings bereit sein, teuren Banken den Rücken zu kehren. Da viele diesen Schritt scheuen und lieber hohe Dispozinsen zahlen, scheint die Schmerzgrenze noch nicht erreicht zu sein und fühlen sich Banken nach wie vor im Recht.