Ist ein Tagesgeldkonto eine Alternative zum Girokonto?

Ein Tagesgeldkonto zu eröffnen, um damit alle Finanzgeschäfte samt Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträgen abzuwickeln, würde von Anfang an scheitern. Dazu mangelt es dem Tagesgeldkonto schlichtweg am nötigen Funktionsumfang. Tagesgeld stellt also keine Alternative zum Girokonto dar. Das zeigt sich bereits daran, dass für jedes Tagesgeldkonto ein Verrechnungs- respektive Referenzkonto genannt werden muss und viele Banken inzwischen dazu übergehen, Tagesgeld und Girokonto als Doppel anzubieten. Denn: Während das laufende Konto ganz gut ohne ein zusätzliches Tagesgeldkonto auskommt, entpuppt sich Tagesgeld allein für sich ganz schnell als Sackgasse.

Unterschiedliche Aufgaben und Funktionen

Der Umstand, dass Tagesgeld nicht als Girokonto-Ersatz infrage kommt, basiert in erster Linie auf den unterschiedlichen Aufgabenbereichen, die den beiden Produkten zugeordnet sind. Das Girokonto ist für den Zahlungsverkehr gedacht. Tagesgeld hingegen dient einzig und allein als Geldanlage. Um es bildlich zu erklären: Der Tür zum Girokonto und dem Tagesgeldkonto steht jedem offen, der Geld einzahlen möchte. Beim Girokonto ist es der Arbeitgeber oder ein Mieter, beim Tagesgeldkonto des Enkels vielleicht die Oma. Der jeweilige Betrag wird gebucht und gutgeschrieben. Eine „Einlasskontrolle“, von wem das Geld stammt, erfolgt nicht. Der Unterschied zeigt sich dann am Ausgang. Das Girokonto bietet diesbezüglich gleich mehrere Wege, über die das Geld wieder in den Umlauf gebracht werden kann – angefangen bei der Überweisung über den Dauerauftrag bis hin zur Lastschrift. Wohin sich das Guthaben verabschiedet, ist dabei völlig ohne Belang. Anders beim Tagesgeld. Hier wird der Ausgang „streng bewacht“. Das Geld kann nur auf ein einziges Konto überwiesen werden, das Referenzkonto. Es wäre also nicht möglich, eine Rechnung zu begleichen und 20 Euro an ein Versandhaus oder eine Versicherung zu überweisen.

Tagesgeld ist eher ein Parkplatz – das Girokonto ein Bahnhof

Die Funktion von Tagesgeld beschränkt sich also darauf, Kapital kurz-, mittel- oder langfristig zu parken und zu verzinsen. Wird das Guthaben benötigt, muss es erst umgebucht werden, um frei verfügbar zu sein. Ein Girokonto gleicht in dieser Hinsicht eher einem Bahnhof, in dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht – was für einen reibungslosen Zahlungsverkehr unerlässlich ist. Auf der anderen Seite: Ein Girokonto wäre auch keine Alternative zum Tagesgeld. Dafür ist eine Liaison der beiden Finanzprodukte für Sparer und Anleger umso attraktiver.