Dienstag den 23.02.2016

Bislang haben sich in Deutschland nur vergleichsweise wenige Verbraucher für einen Girokontowechsel entschieden. Laut Studie der comdirect bank wagte bisher nur ein Fünftel aller Bankkunden diesen Schritt. Vielleicht ändert sich das ab dem Sommer. Dann wird aller Voraussicht nach die neue Regelung im Zahlungskontengesetz in Kraft treten und Banken verpflichten, Kunden beim Wechsel des Kontos aktiv zu unterstützen.

Die alte Bank ist in der Pflicht

Gefordert wäre in dem Fall nicht das neue Kreditinstitut mit dem günstigeren und vielleicht besseren Girokonto. Nein, das Bankhaus, das man verlässt, muss alle Daten zur Verfügung stellen und für einen reibungslosen Übergang sorgen. Konkret darf der Girokontowechsel dann mit allem drum und dran nicht länger als zwei Wochen dauern. Aktuell raten Experten noch, ein Wechselfenster von mehreren Monaten einzuplanen, damit auch tatsächlich alle Zahlungsdaten auf dem neuesten Stand sind.

Künftig ist es dann nicht mehr Aufgabe des Kunden, Lastschriften und Daueraufträge zu ändern. Diese Arbeiten erledigt die Bank. Sie muss alle Kontobewegungen der vergangenen 13 Monate bereitstellen, um den Girokontowechsel zu beschleunigen. Einige Unternehmen bieten bereits heute einen ähnlichen Kontowechselservice an, etwa die Commerzbank. Sie arbeitet mit einer App, die nach eigenen Aussagen binnen weniger Minuten und vollautomatisch alle nötigen Schritte abdeckt.

Mammutaufgabe für Kreditinstitute

Einen solchen Service müssen demnächst alle Banken implementieren. Da es sich um eine Mammutaufgabe handelt, arbeiten die Unternehmen oft mit Fintechs (Firmen aus dem Bereich Finanztechnologie) zusammen. Sven Korschinowski von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG erklärte im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Banken diesbezüglich unterschiedlich weit seien. Teils abhängig davon, ob sie in der Fläche arbeiten oder eher regional aktiv sind.

Die Wechselquote könnte merklich steigen

Ob mit den neuen Möglichkeiten mehr Kunden die Chance wahrnehmen und zu einem günstigen oder gar kostenloses Girokonto wechseln, lässt sich nur schwer einschätzen. In Großbritannien wo es den Wechselservice längst gibt, lag die Wechselquote 2015 bei einem Prozent. Hierzulande könnte sie etwas höher ausfallen, vermutet Sven Korschinowski.