Dienstag den 9.02.2016

Das Zinsdilemma wirkt sich bei Verbrauchern längst nicht mehr nur auf das Sparbuch oder Tagesgeldkonto aus. Auch beim Girokonto bekommen immer mehr Bankkunden die schwierigen Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten zu spüren. Zum Beispiel dann, wenn die Bank plötzlich höhere Kontoführungsgebühren verlangt oder das eigentlich kostenlose Konto von heute auf morgen mit ein paar Euro für die Bankkarte zu Buche schlägt.

Plötzlich ist das Girokonto 34 Prozent teurer

Diesen Schritt gehen immer mehr Kreditinstitute. Da sie sich scheuen, ihren Kunden Negativzinsen aufzubürden – wie sie die Europäische Zentralbank (EZB) von Banken verlangt –, drehen sie an anderer Stelle an der Preisschraube. Marktbeobachter haben drei Optionen ausgemacht, mit denen Banken derzeit arbeiten. Entweder sie heben die monatliche Gebühr an, auch indem die Kontomodelle „überarbeitet“ werden. Oder sie nehmen Geld für Leistungen, die vorher kostenlos oder günstiger waren, etwa Überweisungen am Automaten. Die dritte Möglichkeit: Die Jahresgebühren für die Bankkarten, ob girocard oder Kreditkarte, steigen.

Tor Nummer drei hat die Sparda-Bank West gewählt. Sie kassiert ab dem 1. April bei ihrem sonst kostenlosen Girokonto zehn Euro für die Bankkarte. Begründet wird die Entscheidung ganz offen mit den negativen Einlagenzinsen der EZB. Die Kreissparkasse in Halle hat ihr Girokontoangebot gleich komplett neu geordnet. Das Ergebnis: 34 Prozent höhere Gebühren für das Standard-Konto und zehn Prozent Mehrkosten für alle, die auf ein Onlinekonto setzen. Ähnliche Preissteigerungen gibt es auch bei der Sparkasse Kleve. Die GLS Bank indes will einen Grundsolidarbeitrag von bis zu 15 Euro im Monat einführen.

Ein Girokontovergleich schafft Klarheit

Höhere Kosten an die Kunden weiterzugeben, ist bis zu einem gewissen Grad verständlich. Dann aber bitte nicht unter dem Mantel einer Kontomodell-Pflege, sondern klar begründet. Dann würden sich viele Kunden vermutlich eher die Frage stellen, warum jene Bank teurer wird, die andere aber weiterhin einen Neukundenbonus zum kostenlosen Girokonto zahlen kann. Wenn dann auch noch der Kontowechsel einfacher wird, darf man gespannt sein, wie Verbraucher reagieren.