Die Niedrigzinsphase hat eine Wellenbewegung ausgelöst, die längst auch das Girokonto getroffen hat. Um nicht unterzugehen, sind Banken gezwungen, Veränderungen vorzunehmen. Das Brot- und Butter-Produkt kann rein technisch zwar nur noch minimal verbessert werden, etwa durch neue Sicherheitsmaßnahmen. Doch die Rahmenbedingungen lassen sich beinahe nach Belieben anpassen. Einige der Maßnahme waren abzusehen, wurden sogar gefordert. Andere überraschen ein wenig, scheinen sie doch eher widersprüchlich zu sein.
Punkt eins auf der Liste ist der Dispositionskredit. Das Girokonto zu überziehen, war noch nie günstig. Wird es vermutlich auch nie sein. Doch immerhin: Angesichts des aktuellen Zinsumfeldes haben viele Banken die Zinsschraube teils spürbar gelockert. Der Überziehungszins als zweite Stufe des Dispo wurde bei einigen Unternehmen gleich ganz gestrichen. So weit, so gut. Denn in die Verlegenheit, mehr auszugeben, als das Konto hergibt, kommt im Laufe seines Lebens fast jeder Verbraucher. Die günstigeren Konditionen für den Girokonto-Dispo sollten aber nicht dazu verleiten, längere Zeit in den roten Zahlen zu bleiben. Denn zahlen muss man nach wie vor.
Das gilt inzwischen auch für viele Dienstleistungen, die bislang kostenlos waren. Ein zweiter Effekt, der auf die Niedrigzinsphase zurückzuführen ist. Weil Banken weniger verdienen, werden neue Geldquellen angezapft. Mangels Auswahl sind es die Kunden, denen man ans Ersparte geht. Die Postbank erhebt zum Beispiel 99 Cent je Überweisung auf Papier. Andere Kreditinstitute haben die Kontoführungsgebühren „überarbeitet“. Klingt freundlicher als eine Gebührenanhebung.
Dass auf der anderen Seite die Boni für Neukunden spürbar anziehen und 100 Euro längst Standard sind, mag überraschen. Sollte es aber nicht. Das Girokonto ist das wichtigste Produkt, um das Eis zu brechen. Wer bei einer Bank ein Konto führt, nimmt vielleicht auch einen Kredit auf, eröffnet ein Sparbuch oder ein Depot und schließt irgendwann eine der hauseigenen Versicherungen ab. Dazu muss man zunächst den Fuß in der Tür haben. Das funktioniert am besten mit kleinen Geschenken. Verbraucher sollten dennoch genau vergleichen, ob sie den Bonus später nicht mit hohen Gebühren in Raten abstottern.