Das Thema Dispositionszinsen hat Dauerbrenner-Qualitäten. Selten wurde so lange und so intensiv darüber diskutiert, ob die Sollzinsen beim Girokonto angemessen sind oder (nach unten) korrigiert werden müssen. Geändert hat sich dadurch fast nichts. Die Dispositionskredite der Banken sind nur minimal günstiger geworden, zumeist mit der Begründung, dass der niedrige Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Kunden weitergegeben werde. Und das, obwohl die Deutsche Kreditwirtschaft nicht müde wird, immer wieder zu betonen, dass die Überziehungszinsen gar nicht an den Leitzins gekoppelt seien.
Immerhin: Standen beim Girokonto-Dispo vor der jüngsten Leitzinssenkung im Mai 2013 im Schnitt noch 10,48 Prozent pro anno zu Buche, ermittelt bild.de jetzt einen Wert von 10,43 Prozent. Dieser Hauch weniger macht allerdings weder die Verbraucherzentralen noch die Bankkunden glücklich. Ginge es nach der Stiftung Warentest, müsste der Dispositionskredit deutlich unter zehn Prozent kosten. Einige Banken – vor allem Direktbanken – bewegen sich bereits auf einem derart günstigen Niveau. Doch bei der Mehrheit der Unternehmen blieb der Rotstift bislang in der Schublade und ist der Dispo weiterhin vergleichsweise hoch.
Ärgerlich ist in dem Zusammenhang, dass viele Banken ein Geheimnis darum machen, wie teuer es ist, das Girokonto kurzfristig in den roten Zahlen zu haben. Bestandskunden finden die Information zwar auf dem Kontoauszug. Neukunden hingegen stochern im Nebel und erleben dann gegebenenfalls eine unangenehme Überraschung. Zumindest das soll und wird sich aller Voraussicht nach ändern. Statt mit wichtigen Daten hinterm Berg zu halten, werden die Kreditinstitute die Hosen runter lassen müssen. Die EU fordert einheitliche Datenblätter, um Verbrauchern den Girokontovergleich zu erleichtern. Spätestens dann werden viele Banken ihre Zinspolitik überdenken, um nicht als überteuert abgestempelt zu werden.